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Wenn Geschwister zusammen musizieren

10. Dezember 2024

Lesezeit: 4 Minute(n)

Die Geschwister Reitberger, das sind Christine (Hammer), Michaela (Lederer) und Bernhard aus Diepoltshofen bei Waidhofen im ­Schrobenhausener Land. Seit über 30 Jahren stehen sie zusammen auf der Bühne und gestalten sowohl Gottesdienste, Privatfeiern als auch abendfüllende Konzerte. Mit ihrer spritzigen, frechen und ­natürlichen Art sind sie ein Garant für einen unterhaltsamen Abend. Unser Redaktionsmitglied Simone Lautenschlager hat sie interviewt.
Text: Simone Lautenschlager Fotos: Archiv Reitberger

Liebe Reitbergers, Ihr seid auf einem Bauernhof groß geworden, auf dem es immer viel Arbeit gibt. Wie haben es eure Eltern dennoch geschafft, euch alle ein Instrument lernen zu lassen?

Musik in den Arbeitsalltag der Eltern einzubauen war sehr einfach, weil das gemeinsame Singen kein Projekt der Eltern war, sondern Teil des Familienlebens. Und singen kann man überall: Auf dem Bulldog, im Stall oder im Heuhaufen. Da unseren Eltern Singen, Tanzen und Musizieren große Freude bereitet, war es ihnen wichtig, dass auch wir die Möglichkeit haben, Instrumente zu lernen. Wir sind ihnen sehr dankbar, dass sie es geschafft haben, für uns immer sowohl die Instrumente, von der Blockflöte bis zum Kontrabass, als auch den Unterricht zu organisieren und zu finanzieren. Wir haben unsere Mama aber auch selten so hartnäckig erlebt, wie sie es bei der Terminfindung an der Musikschule war. Unsere Instrumentalunterrichtsstunden fanden oft am gleichen Tag, am besten gleich nach der Schule, und niemals zur Stallzeit statt, denn sowas wie öffentliche Verkehrsmittel gibt es in Diepoltshofen bis heute nicht.

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Warum habt ihr eine gemeinsame Gruppe gegründet?

Haben wir uns gegründet? Nein, wir haben einfach nicht aufgehört, miteinander Musik zu machen.

Die Gruppengründung war ein eher schleichender Prozess: Bei Christine wurde schon im Kindergarten entdeckt, dass man sie ohne weiteres vorne hinstellen und ein Gedicht aufsagen lassen kann. Wir zwei Mädels haben dann (Christine 7 Jahre, Michaela 4 Jahre) auf einer Hochzeit die Torte aufgesungen, also am Nachmittag vor dem Kaffeetrinken für das Brautpaar 40 Gstanzl gesungen. Danach wurden wir öfter zu ähnlichen, aber auch zu verschiedenen regionalen Veranstaltungen eingeladen. Spätestens als Bernhard 4 Jahre alt war, war er immer mit dabei. Als kleiner Bruder, Hahn im Korb und Bub in Lederhose, der auch noch singen kann, war er natürlich immer ein Hingucker. Wenn wir also ein Gründungsdatum brauchen, dann nehmen wir 1991, als der Bernhard mit eingestiegen ist.

Ihr schreibt eure eigenen Lieder. Wie läuft das ab? Gibt es eine bestimmte Rollenverteilung?

Ein Lied von uns hat einen derart intensiven Entwicklungsprozess hinter sich, dass wir am Ende nicht mehr sagen können, wer was beigesteuert hat. Somit sind Lieder immer ein Gemeinschaftswerk. Jeder von uns hat aber auch schon ein fertiges Lied mitgebracht und jeder bringt natürlich seine Stärken ein. Von der Tendenz her sind das bei Michaela die Texte, beim Bernhard die Töne und bei Christine die Gestaltung.

Ihr seid alle drei berufstätig, habt Kinder und Familie und spielt in mehreren Musikgruppen. Wie gestaltet sich eure Terminfindung und wann findet ihr Zeit für Proben?

Das ist eine sehr gute Frage … Wir versuchen durch gute Absprachen und Planung unsere gemeinsamen Familienfeste von Notproben zu verschonen, was uns durchaus öfter gelingt. Gerne packen wir die gesamten Familien mit ein und so freuen sich auch die – inzwischen acht – Kinder, wenn es heißt wir haben eine Probe.

Ihr habt euch alle musikalische Ehepartner gesucht, was hat sich dadurch für die Geschwister Reitberger verändert?

Für die Geschwister Reitberger hat sich sehr wenig verändert. Wir haben uns in Musikanten verliebt, die selbst schon seit frühster Kindheit musizieren. Dadurch haben wir nicht nur wertvolle Kritiker, sondern mit ihnen in der Gspusi-Musi auch gleich eine ganz neue Besetzung, mit der wir jeden Abend schmeißen können.

Geschwister sind nicht immer einer Meinung. Wie schafft ihr es, seit so langer Zeit zusammen aufzutreten?

Uns wurde mal gesagt, das Besondere an uns wäre, dass wir nicht nur Geschwister, sondern auch beste Freunde sind. Wir sind berühmt-berüchtigt, dass wir uns stundenlang die Welt erklären können. Dadurch wissen wir, wie jeder von uns tickt und lassen uns gegenseitig so sein, wie wir sind. Schließlich will jeder das Beste für den anderen. Wir haben auch schon Auftritte erlebt, bei denen jeder von uns als Solist einfach aufgeschmissen gewesen wäre. Solche Momente zeigen uns, dass wir in diesem Kleeblatt gut aufgehoben sind.

Bei Traudi Siferlingers Wirtshausmusikanten am Set.

Foto: Archiv Reitberger

Euer 30-jähriges Jubiläum wäre 2021 gewesen und fiel genau in die Corona-Zeit. Dürfen wir uns auf eine nachträgliche Feier freuen?

Ja freilich. Wir planen jetzt einfach für 2026 und freuen uns auf eine große Geburtstagsparty! Auf unserer Website schreiben wir die Details, sobald alles spruchreif ist.

Liebe Geschwister Reitberger, wir bedanken uns recht herzlich für die Zeit, die ihr euch für das Interview genommen habt und freuen uns auf euer baldiges Jubiläumsfest.

 

www.geschwister-reitberger.de

Zum Selbersingen

Das Geschwister Reitberger Liederbuch mit 27 Liedern in den Rubriken In allen Lebenslagen, In der Kirche und In der Weihnachtszeit aus der Feder des musikalischen Geschwister-Trios ist beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege erhältlich.
https://heimat-bayern-kaufladen.de

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